Dierk's page

 

Home


Impressum / Datenschutz

 

Achtung, auf dieser Seite befinden sich Fotos von toten oder verletzten Personen. Bei entsprechenden Empfindlichkeiten des Betrachters sollte diese Seite nicht angeschaut werden. Soweit nicht anders angegeben, stammen Bilder aus dem NARA Archiv


English
English
Die zerfetzte Leiche der Katharina Esser - Kurzfassung Deutsche Version
Deutsch

 

Um es gleich vorweg zu sagen. Katharina Esser ist nicht von einem US Panzer überrollt worden. Sie starb "einfach nur" an ihren erlittenen Schußverletzungen. Der schreckliche Tod unter einem Panzer ist ein Mythos, der von einem einzigen deutschen Journalisten getrieben und gefördert wird, der - vermutlich gegen die eigene Überzeugung - alle Zeichen ignoriert, daß es garnicht so war und lediglich den gesteigerten Absatz seiner journalistischen Produkte im Auge hat.

 

Die Eidesstattliche Erklärung

Der Journalist Rheindorf hat bei seinen Recherchen zum Tod von Katharina Esser eine Eidesstattliche Erklärung einer angeblichen Augenzeugin gefunden, nach der Katharina Esser am 6. März 1945 in der Christophstraße beim Einmarsch der Amerikaner in Köln nach dem zunächst erfolgten Beschuss des Autos verletzt auf dem Boden liegend von einem US Panzer überrollt worden sein soll.

Entsprechender Ausschnitt aus der Eidesstattliche Erklärung. In dieser erklärt die Zeugin in schlechtem Deutsch, daß sie ...


Quelle: Rheindorf, 1945 Kriegsende in Köln
  "… daß ich den Vorfall auf der Christophstr. (Gerling H) am 6. März 1945 morgen zwischen 10 u. 11 Uhr persönlich zugesehen habe, wie das Auto Privatwagen von einem Amerikanischen Panzer beschossen wurde, der Besitzer wurde durch ein Kopfschuss getötet und die Angestellte, die sich um ihr Chef bemühte wobei sie auch angeschossen wurde und seitwärts neben dem Auto fiel. Die Angestellte wurde dann von dem Panzer überfahren so daß man nur nachher Reststücke so wie Hand, Fuß und einige Körperreste zu finden waren, erkenne ich das Mädel wieder welche von dem Panzer überfahren wurde."

Das klingt wirklich so, als sei Katharina Esser tatsächlich von einem Panzer überrollt worden ?

Die Wahrheit

Dieses passt aber nicht zu den Filmbildern, die die damals die Truppen begleitenden Kameraleute der US Signal Corps gemacht haben.
Auf ihnen ist zu sehen, wie der Wagen beschossen wird, dann aber liegt Katharina Esser verletzt und in Behandlung durch Sanitäter auf der Beifahrerseite.

Auf den Filmbildern danach ziehen die US Einheiten weiter Richtung Dom.

Da Katharina Esser eindeutig noch lebend neben dem Auto liegt, als die letzten Filmbildern vor Ort entstehen, setzt Rheindorf die Theorie in die Welt, dass es nach diesen gefilmten Ereignissen und während die US Truppen mit den Kameraleuten schon weiter gezogen sind noch einmal zu aufkommenden neuen Kämpfen gekommen sei. Und zwar weil vor Ort aus einem Gebäude heraus mit einer Panzerfaust auf die Amerikaner geschossen worden sei. Die Besatzung eines US Panzers sei dadurch in Panik geraten und dann ohne Vorsatz über die verletzte Katharina Esser gerollt und habe diese grausam getötet.

Diese Theorie wird nur in die Welt gesetzt, damit die Eidesstattliche Erklärung inhaltlich richtig sein kann und bestätigt werden kann.

Die Frage ist aber doch, ob man nicht eher die Eidesstattliche Erklärung in Frage stellen muss.
Keine einziger der angeblichen weiteren Beweisen, die Rheindorf in seinen Filmen und Büchern vorlegt überleben eine genaue Überprüfung. Sie sind nicht stichhaltig oder eindeutig falsch. Näheres in der Langfassung dieser Seite.
Es gibt KEINEN Beweis, der belegen kann, dass es erneut aufkommende Kämpfe durch einen Panzerfaustbeschuss in der Christophstraße gegeben hat. Neue Kämpfe sind alleine eine Erfindung von Rheindorf zur Unterstützung der Eidesstattlichen Erklärung. Selbst der amerikanische Bestsellerautor Adam Makos, der sich neutral und gründlich mit den Ereignissen vom 6. März 1945 auseinandergesetzt hat und ein Buch dazu verfasst hat, weist diese Theorie als falsch zurück und erwähnt diese in seinem Buch daher auch garnicht.

Die Eidesstattliche Erklärung ist nach gründlicher Prüfung des Inhalts falsch und gibt in den wesentlichen Punkten nicht die Abläufe dar, wie sie sich damals in Wirklichkeit zugetragen haben.
Die Zeugin hat vermutlich nicht bewusst falsch dargestellt. Sie hat möglicherweise damals etwas von den Umständen mitbekommen. Leider hat sie jedoch aus diesen Umständen und vorgefundenen Spuren am Ort falsche Rückschlüsse gezogen.

Die Zeugin hat die Abläufe an diesem Tag sicher nur grob verfolgen können. Sie wird kaum auf der Straße gestanden haben oder aus einem Fenster geschaut haben, während amerikanische Einheiten vorrückten und auf die deutsche Seite geschossen haben und sich insbesondere Schußwechsel mit einem deutschen Panzer in der Christophstraße geliefert haben, wobei auch Häuserfronten zum Einsturz gebracht wurden. Mit großer Wahrscheinlichkeit saß sie - wie das auch von anderen Zivilisten in diesem Bereich bekannt ist ist - lange Zeit geschützt in einem Hauskeller und kam erst nach Stunden wieder aus dem Haus, als die amerikanischen Soldaten in den Straßen die Häuser durchsucht und damit die Lage bereinigt hatten.
Daher hat die Zeugin im Anschluß nur aus einzelnen Indizien Schlußfolgerungen gezogen und die genauen Abläufe - wo Esser sich genau befunden hat oder ein angebliches Überrollen der Katharina Esser durch einen Panzer - garnicht selber beobachten können.

Was sich die Zeugin in ihre Phantasie dann vorgestellt hat und zur Basis ihre Eidesstattlichen Erklärung gemacht hat, einmal visualisiert als Montage:


Panzer schießt auf Auto - soweit auch Realität ...

Grundbild: John Florea - LIFE Photo Collection
Frau läuft ums Auto, kümmert sich um Fahrer, wird dabei angeschossen, fällt seitwärts neben das Auto, wird vom Panzer überrollt ...

Quelle: John Florea - LIFE Photo Collection
Nach dem Überrollen durch Panzer liegen in der Schlußfolgerung der Zeugin Reststücke vom Körper der Frau auf der Straße ...

Das war für die Zeugin vermutlich die einzige plausible Erklärung für die von ihr später vorgefundene Lage und führte zu ihrer Darstellung in der Eidesstattlichen Erklärung.

Aber es paßt eben eindeutig nicht zu den Filmbildern und Fotos der amerikanischen Kameraleute, die die Zeugin damals aber mit ziemlicher Sicherheit nicht kannte. Da lag Esser eben schwer verletzt auf der Beifahrerseite.

Somit sah es in der Realität so aus:


Katharina Esser verletzt auf Beifahrerseite, Kreis rechts, Leichenteile vom Insassen des Autos auf der anderen Straßenseite liegen zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Straße, Pfeil links ...
Zudem gibt es gut sichtbar auf der Seite, wo Katharina Esser, liegt keinen Platz für einen dort herfahrenden Panzer. Direkt befinden sich dort die Trümmer der zerstörten Häuser. Ein Panzer müsste dort schon gegen bzw. über das Auto gefahren sein, um Katharina Esser an dieser Stelle zu überrollen.

Die Leichenteile, Pfeil rechts, vom Insassen des anderen Autos, Pfeil links ...

Quelle: John Florea - LIFE Photo Collection
Zwei Frauen schauen sich die Leichenteile an, die nicht von Esser sind sondern vom Insassen des anderen Autos rechts ...

Die Leichenteile auf der Straße, die die Zeugin gesehen hatte, stammten also in Wirklichkeit von einem Insassen des dort auf der anderen Seite der Straße stehenden Autos, welches bereits vor dem Eintreffen von Essers Wagen an dieser Stelle von einer Granate getroffen worden war. Durch die Explosion wurde der Wagen und der Körper des Soldaten zerrissen. Das gibt auch selbst Rheindorf zu, daß die Leichenteile auf der Straße nicht von Esser waren sondern von einem deutschen Soldaten, der in dem anderen Wagen saß.

Das Foto von John Florea, welches er gemacht hat, als die kämpfenden Truppenteile mit den anderen Kameraleuten bereits in das Bankenviertel weiter gezogen waren, zeigt nach meiner Auffassung auch noch einmal sehr schön, was an diesem Tag in der Christophstraße tatsächlich bei der Zeugin gedanklich abgelaufen ist:

Bildquelle: John Florea - LIFE Photo Collection and NARA

Vier wesentliche Erkenntnisse in einem Foto:

1.) Katharina Esser liegt nicht mehr neben dem Auto.
2.) Der Fahrer Delling sitzt immer noch tot auf dem Fahrersitz.
3.) Zwei zivile Frauen spazieren im Pelzmantel gemütlich über die Christophstraße und betrachten in diesem Augenblick dem zermatschten menschlichen Torso des - wie wir ja wissen - deutschen Soldaten, der unweit des Esser Autos mitten auf der Straße liegt.
4.) Und eben der auf der Straße liegende zermatschte menschliche Torso. Unter dem großen Bild drei kleinere, verschiedene Blickwinkel auf diesen Torso.

Gut lässt sich vorstellen, daß eine der beiden Frauen tatsächlich die spätere Zeugin ist. Kleidung und die Tatsache, daß sie auf der Straße spazieren, lässt die Vermutung zu, daß sie in diesem Bereich ihre Wohnung haben und "mal schauen" wollen, was nach dem Durchzug der Amerikaner in ihrem Umfeld so geschehen ist.

Der zermatschte Körper lässt den Eindruck zu, daß ein Panzer über ihn gefahren ist. Wenn man nun - woher auch immer - weiß, daß in dem Auto neben dem noch vorhandenen toten Fahrer auch eine Frau gesessen hat, die Frau aber nicht mehr da ist und neben dem Auto mit der geöffneten Fahrertür aber Leichenreste liegen, an dem sich Stiefel befinden, kann man als Betrachter der Szenerie vor Ort an diesem Morgen durchaus die Schlussfolgerung ziehen, daß es sich bei dem zermatschten Körper nur um diese Frau handeln konnte.
Zusammen mit der Formulierung in der eidesstattlichen Erklärung, daß Esser dem Fahrer noch helfen wollte, dann von Kugeln getroffen wurde und neben das Auto fiel, wo sie dann vom Panzer überfahren wurde ergibt das eine aus meiner Sicht naheliegende Erklärung für die am Ende aber nicht mit der Realität übereinstimmenden Formulierungen in der eidesstattlichen Erklärung der Zeugin.
Dieses Szenario hat es aber so nie gegeben. Ebenso gab es nie einen Panzerfaustangriff in der Christophstraße, der zu einem in Panik geratenen US Panzer geführt hat. Es standen auf den Fotos von John Florea, die am Nachmittag gemacht worden waren, weder abgeschossene US Panzer auf der Christophstraße noch lagen dort im Bereich von Essers Auto weitere Leichen herum als die des Insassen des anderen Autos. Das Auto der Esser steht ebenfalls noch an gleicher Stelle, es ist nicht von einem Panzer weggeschoben oder überrollt worden.

Quintessenz: Katharina Esser saß zunächst lange verletzt im Auto neben dem toten Delling, lag dann verletzt auf der Beifahrerseite neben dem Auto und wurde dann ganz offensichtlich von den Amerikanern abtransportiert.

Und warum bleibt Journalist Rheindorf bei dieser naheliegenden Auflösung weiterhin bei seiner Theorie des Panzerfaustangriffs und den Tod durch Überrollen durch einen Panzer ?

Ganz einfach, das läßt sich eben in Büchern und Filmen besser verkaufen ... "der grausame Tod einer jungen Frau" !

 

Katharina Esser
Ihre Leichenteile auf der Straße ? Langfassung
Panzerduell
Duell am Dom

 

 
  © Dierk 1995-2023   -   optimiert für MSIE und 800x600px   -   zuletzt geändert: