
Ein Vergleich des Kabelgewirrs auf dem Rosenmann-Filmausschnitt (links) und dem Bild aus dem NARA-Archiv (rechts) zeigt - abgesehen von einer kleinen perspektivischen Veränderung aufgrund leicht verschiedener Standorte der Kameraleute - keine Unterschiede hinsichtlich Anzahl und Position der Oberleitungen, so daß das NARA-Foto für die weitere Analyse der Oberleitungssituation problemlos herangezogen werden kann.
Eine solche Szenerie mit defekten Oberleitungen kam übrigens immer dann vor, wenn Leitungen oder dahinter stehende Häuser von Bomben oder Trümmern getroffen worden waren. Nur wenige 100 Meter entfernt vom Geschehen des Panzerduells gab es auf der Gereonstraße die folgende Szenerie. Das genaue Datum der Aufnahme ist unbekannt, jedoch ähnelt die hier gezeigte Oberleitungssituation derjenigen in der Marzellenstraße sehr frappierend

Foto-Quelle: bunkerarchaeologie.de
Genau wie auf dem Foto aus dem NARA-Archiv hängen Kabel herunter oder enden hinter Aufhängern wie abgeschnitten (weiße Pfeile).
bb.) Erste Analyse der Oberleitungen
Zur Klärung der verwendeten Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit den Oberleitungen zunächst eine kleine Grafik

Die Straßenbahnen erhalten ihren Strom über die sogenannten Fahrdrähte (schwarze Linien), die über den Schienen verlaufen. Diese werden mit Aufhängern (rot dargestellt) an den Trägerseilen (blaue Linien) aufgehängt. Die Trägerseile verlaufen in der Regel quer zu den Gleisen über die Straßen und werden an Befestigungspunkten entweder an Häusern befestigt oder an Oberleitungsmasten (grün dargestellt).
Eine genaue Betrachtung der verschiedenen im Bild sichtbaren Oberleitungen macht schnell deutlich, daß man es im Grunde mit vier quer über die Straße verlaufenden Trägerseilen und weiteren dazwischen verlaufenden Fahrdrähten zu tun hat. Ich habe die wesentlichen verschiedenen Trägerseile, Fahrdrähte und die Verbindungsteile, mit denen die Fahrdrähte an den Trägerseilen befestigt sind, im folgenden nur Aufhänger genannt, farblich gekennzeichnet:

Mit rot (1), gelb (2), grün (3) und blau (4) gepunkteten Linien gekennzeichnet sind die quer über der Straße hängenden Trägerseile, die weiß gepunkteten Linien zeigen Fahrdrähte an, die zwischen den verschiedenen Aufhängern verlaufen. Weitere Details folgen noch an späterer Stelle, hier an dieser Stelle reicht die Erkenntnis, daß es vier wesentliche Trägerseile über der Straße gibt und diese auch ganz offensichtlich nicht zu dem im Hintergrund rechts zu sehenden Pfahl verlaufen. Bis auf die roten Aufhänger sind die sonstigen Aufhänger von der Größe her recht gleich, was als weitere Erkenntnis deutlich macht, daß diese Leitungen alle sehr nahe zueinander hängen müssen. Würden sie weiter auseinander hängen, wären die Größenunterschiede der Aufhänger sehr viel bedeutender.

Grafik-Quelle: Verein Historische Straßenbahn Köln e.V., Straßenbahn-Museum Thielenbruch
Auf dieser Grafik zu sehen sind übrigens diese von mir so genannten "Aufhänger", also die Teile, die die Fahrdrähte an den Trägerseilen halten. Hier Aufhänger für einen bzw. zwei Fahrdrähte. Markant und auffällig sind die kugelförmigen Verdickungen.
cc.) Größenvergleiche
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Foto veröffentlicht auf The U.S. Army 3rd Armored Division History Website
Dieses Foto zeigt vorrückende Sherman Panzer auf der Gereonstraße. Deutlich erkennbar sind die Oberleitungen und speziell die Aufhänger - rote Pfeile. Deutlich erkennbar ist auch, wie klein die Aufhänger eigentlich sind, besonders im Vergleich zu den Sherman Panzern vorne und hinten und den jeweils darunter bzw. daneben befindlichen Aufhängern. Gut sieht man, daß die Aufhänger am dritten Sherman von vorne (ganz rechter roter Pfeil) kaum zu sehen ist. Besser erkennbar sind erst die Aufhänger am ersten Sherman vorne. Man beachte auch die vergleichsweise größere Entfernung der beiden Sherman Panzer.
Die Größe der Aufhänger, die an den sichtbaren Trägerseilen hängen, spielt in den Betrachtungen von Rheindorf erstaunlicherweise überhaupt keine Rolle, obwohl er ja nach eigener Aussage eine "eingehende Film- und Fotoanalyse" durchgeführt haben will. Die Oberleitungen hängen über der gesamten Straße, sagt er. Daß die Aufhänger, wenn sie an Trägerseilen im hinteren Teil der Straße nahe am Panther hängen würden, übernatürliche Ausmaße haben müßten (und nebenbei erwähnt natürlich auch die entsprechenden Oberleitungsdrähte), stört ihn oder seinen Experten anscheinend überhaupt nicht.
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Links wieder das Bild mit den Oberleitungen, rechts ein weiterer Ausschnitt aus dem Bild der Shermans in der Gereonstraße. Panther und Sherman (weiße Pfeile) sind auf die gleiche Größe gebracht, befinden sich also beide in den Bildern "in gleicher Entfernung" vom Betrachter. Im Bildteil rechts hängen die sichtbaren Oberleitungen noch vor dem Sherman Richtung Betrachter. Im kleinen roten Kreis ist der dortige Aufhänger kaum erkennbar, so klein ist er. Im linken Bildteil sich in der Nähe des Panther befindliche Aufhänger müßten also genau so klein sein. Die sichtbaren Aufhänger sind es aber nicht. Sie sind allesamt sogar sehr viel größer !
Also wieder: die Aufhänger und damit die sichtbaren Oberleitungen müssen daher sehr weit in Richtung des Fotografen hängen, nur dadurch können sie so groß wirken. Die Aufhänger (und damit zwangsläufig auch das gesamte sichtbare Kabelgewirr, welches an ihnen hängt bzw. an dem sie selber hängen) können keinesfalls im hinteren Straßenbereich und in der Nähe des Panther hängen.

Fotos von der Webseite Bilderbuch-Koeln.de, links Archiv Köln Reporter, rechts Archiv Ulrich Hermanns
Weitere Bilder aus dem Jahre 1939. Auch hier kann man einen schönen Größenvergleich der Aufhänger zu der Straßenbahn bzw. den Personen direkt darunter herstellen. Die bisherigen Bilder machen schon jetzt deutlich, daß diese Aufhänger nicht sehr groß sind und man sie in ihrem Umfeld sogar leicht übersehen kann. Die in den Bildern vom 6. März 1945 mit Oberleitungen zu sehenden Aufhänger wirken dagegen sehr groß und sind unübersehbar.
Um die Größe der Aufhänger noch besser einschätzen zu können und damit auch noch mehr zur Position der Oberleitungen im Verlauf der Straße sagen zu können, habe ich die vorhandenen Bilder des Panzerduells nach weiteren als den deutlich sichtbaren Aufhängern durchsucht. Zwei weitere Aufhänger habe ich entdeckt.
dd.) Andere Aufhänger in der Marzellenstraße
Aufhänger 1

In den Filmszenen von Bates kann man in wenigen Bildern in der Nähe des Panther einen Aufhänger sehen, von dem zwei Fahrdrähte herunter hängen (gelber Pfeil plus Vergrößerung im Ausschnitt).

Foto veröffentlicht auf der Webseite footnote.com, entstammt dem Archiv NARA.
Diesen Aufhänger findet man in dieser Nahaufnahme des Panther wieder (gelber Pfeil plus Vergrößerung im Ausschnitt). Der Aufhänger hängt hinter dem Panther, das entsprechende Trägerseil verläuft zu einem hinter dem Panther stehenden Lampenmast (rote Pfeile - linker roter Pfeil zeigt auf den Mast).

In diesem Bild vom Dom herunter aufgenommen sieht man den hinter dem Panther stehenden Lampenmast, dieser steht schätzungsweise nur etwa 5 Meter hinter dem Panther.

Kopiert man den Panther plus sich dahinter befindlichen Aufhänger aus dem Bates-Filmausschnitten maßstabsgerecht in das Bild aus dem NARA-Archiv (rechter weiß eingerahmter Ausschnitt), erhält man einen Eindruck davon, wie groß ein Aufhänger, der sich im hinteren Teil der Straße in der Nähe des Panther befinden würde, von der Größe her erscheinen müßte. Im NARA-Bild selbst ist der Aufhänger wegen des Qualms nicht zu sehen. Man betrachte bitte die bekannten Aufhänger im oberen Bildbereich und dann den Aufhänger hinter dem Panther (gelbe Pfeile, im Kreis). Der Aufhänger beim bzw. kurz hinter dem Panther - Sie sehen ihn nicht ? Das ist verständlich, die Aufhänger der Straßenbahn-Oberleitungen haben nun mal keine monumentale Größe, und erst recht nicht, wenn sie sich in ca. 125 Meter Entfernung vom Kameramann in der Nähe des Panther befinden. Und wenn prinzipiell kleine Objekte wie diese Aufhänger in einem Bild recht groß wirken, liegt das nur daran, daß sie sich recht nahe zum Kameramann hin befinden und im Verhältnis zur Umgebung alleine wegen diese Nähe ziemlich groß wirken. Ich vergrößere das obige Bild noch einmal und zeige nur den entsprechenden Ausschnitt:

Jetzt wird der Aufhänger beim Panther langsam besser sichtbar. Aber die Aufhänger oben im Bild wirken monumental groß dagegen. Und nochmal: wir sehen beim Panther einen Aufhänger von der Bauart, wie er auch in den Filmaufnahmen von Rosenmann an den Trägerseilen hängend zu sehen ist ! Kein Mensch wird bei einem Vergleich der Größen ernsthaft in Erwägung ziehen wollen, daß diese Aufhänger nebst den Oberleitungen, an denen sie befestigt sind, in der Nähe des Panther hängen oder auch über der gesamten Marzellenstraße bis hin zum Panther.
Aufhänger 2
Bei genauer Betrachtung ist noch ein zweiter Aufhänger in zwei Bildern zu sehen 
 
Links ein Ausschnitt aus dem Bild von Himes aus der dritten Etage und rechts ein Ausschnitt aus dem Bild mit den Oberleitungen aus dem NARA Archiv (also das, wo alle Oberleitungen exakt wie im Film von Rosenmann hängen) aus niedrigerer Höhe. Am hinteren der beiden auf der rechten Straßenseite sichtbaren Masten hängt ein Draht nach unten, an dem ein Aufhänger für zwei Fahrdrähte hängt. Im linken Bild der Verlauf des Drahtes weiß gestrichelt, da er in diesem Bild ansonsten nicht so gut zu sehen ist.

Der Mast (rot markiert) steht, wie der weiße Strich zeigt, direkt gegenüber der vorderne Hausecke des Gebäudekomplexes auf der anderen Straßenseite. Da die linke Gebäudezeile heute noch steht, läßt sich die Entfernung des Mastes vom Haus der Deutschen Arbeitsfront mit den Kameraleuten recht gut auf ca. 50 Meter schätzen. Der Aufhänger am Panther ist 125 Meter entfernt.

In dieser Bildcollage sind maßstabsgerecht (Referenz Panther bzw. Mast) noch einmal der Aufhänger kurz hinter dem Panther, Ausschnitt a), sowie der Aufhänger am zweiten Mast (Ausschnitt b) sowie im Hauptbild ein Teil der bekannten Aufhänger aus dem Vordergrund zu sehen.
Dieses Bild zeigt noch einmal sehr anschaulich, daß die Oberleitungen nicht nahe am Panther hängen können, auch nicht nahe am zweiten Mast, also gegenüber der vorderen Hausecke des linken Gebäudekomplexes. Und schon gar nicht über der gesamten Straße ...
Sie hängen viel weiter im Vordergrund. Je nach Aufhänger sind die im Vordergrund an den 4 einzigen Trägerseilen hängenden Exemplare mindestens ca. 5 bis 10 mal so groß wie der Aufhänger am Panther in 125 Meter Entfernung. Und sie sind auch mindestens doppelt so groß wie das Exemplar am zweiten Mast in 50 Meter Entfernung. Die Aufhänger und Oberleitungen über der Straße hängen unter Berücksichtung der verschiedenen Größen maximal in einer Entfernung von etwa 25 - 30 Meter von den Kameraleuten. Dies bedeutet 90 Meter (fast eine Fußballfeld-Länge ! ) dahinter bis zum Panther keine Aufhänger und damit auch keine Oberleitungen, denn an allen in den Rosenmann Filaufnahmen sichtbaren Trägerseilen hängen Aufhänger und sichtbare Fahrdrähte können wiederum auch nur an Aufhängern befestigt sein.
ee.) Ergebnis Beweis 1
Schon mit diesem ersten Beweis wird klar, daß die Oberleitungen entgegen der Feststellung von Hermann Rheindorf keinesfalls über der gesamten Straße hängen. Bei 90 Meter Straßenraum ohne Oberleitungen vor dem Panther und bei Filmaufnahmen aus 11 Metern Höhe ist es auch nicht verwunderlich, wenn in den Filmbildern von Bates im Gegensatz zu den Aufnahmen von Rosenmann aus dem unteren Stockwerk vor dem Panther keine Oberleitungen zu sehen sind 

In das Himes-Foto hineinkopiert: 1) Bildausschnitt vom Bates-Film bei Schwenk auf Dom, 2) Bildausschnitt vom Bates-Film mit den Nahaufnahmen des Panther mit flüchtenden Soldaten. Markiert zudem die Hausecken (gelbe Linien) und die Oberleitungsmasten (rot, a) und b)). Am hinteren Mast b) hängen Oberleitungen herunter und alle in den Bildern mit Oberleitungen sichtbaren Bildern sind die Aufhänger sehr viel größer als die am Mast b) und am Panther hängenden Aufhänger. Wenn somit die Oberleitungen viel weiter im Vordergrund hingen, konnten in den Bildausschnitten von Bates auch gar keine Oberleitungen zu sehen sein ...
Weitere Beweise und Fortsetzung auf der nächsten Seite
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