b.) Beweis 2 - Oberleitungen hängen vor Hausecke
aa.) Die Hausecke

Auf dem vergrößerten Ausschnitt des obigen Fotos aus dem NARA-Archiv ist zu sehen, daß die Oberleitungen im linken Bildbereich alle vor der links gerade noch sichtbaren Hausecke verlaufen und nicht etwa in den dortigen Häusern verankert sind.

Links diese Hausecke auf dem Himes-Bild, also aus der hohen Perspektive aufgenommen (ohne Oberleitungskabel), deutlich erkennbar die Seitenwand des letzten Hauses Richtung Kameramann auf der linken Straßenseite der Marzellenstraße. Im rechten Luftbild ist das daneben liegende Trümmer-Eckgrundstück Bahnhofstraße / Marzellenstraße deutlich zu sehen.
Die Hausecke befindet sich etwa 45 - 50 Meter vom Haus der Deutschen Arbeitsfront entfernt, der Panther steht in etwa 120 Meter Entfernung vom Haus der Deutschen Arbeitsfront. Somit hängen die Oberleitungen recht nahe zum Standort des Fotografen, maximal 45 - 50 Meter Meter entfernt und keinesfalls im hinteren Bereich der Straße entlang der dortigen Häuserzeile, die eine Fassadesbreite von etwa 50 Meter aufweist und im Bereich Richtung brennender Panther, wobei dieser nochmal etwa knapp 20 Meter hinter der linken Häuserzeile steht. Dort befinden sich also vor dem Panther Richtung Fotograf insgesamt mindestens 70 Meter Straßenraum ohne Oberleitungen über der Straße.

Auf diesem Luftbild gut zu sehen. Panther-Standort (1), Bates Standort und Standort der anderen Fotografen im Haus der Deutschen Arbeitsfront (2), die besagte Häuserecke des links in allen Bildern zu sehenden Hauskomplexes (3). Als (5) die gedachte Linie der Verlängerung der Häuserecke, hinter der die Oberleitungen also nicht hängen können. Man sieht, wie nahe sie zum Haus (2) hängen müssen und wieviel Straßenraum ohne Oberleitungen sich dahinter in Richtung Panther befindet .

In das Himes-Foto hineinkopiert: 1) Bildausschnitt vom Bates-Film bei Schwenk auf Dom, 2) Bildausschnitt vom Bates-Film mit den Nahaufnahmen des Panther mit flüchtenden Soldaten. Markiert zudem die Hausecken (gelbe Linien) und die sichtbaren Oberleitungsmasten (rot, a) und b)).
bb.) Ergebnis Beweis 2
Da alle sichtbaren Oberleitungen über der Straße noch vor der Hausecke links hängen, an den Häusern also keine befestigt waren, konnten in den Bildausschnitten von Bates, die ja auch nur den hinteren Straßenabschnitt der Marzellenstraße im Bereich der Häuser zeigen, auch gar keine Oberleitungen zu sehen sein ...
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Originalfilm via DVD "1945 - Kriegsende in Köln"
Auf diesem Standfoto aus dem Originalfilm sind die in die Straße "An den Dominikanern" abbiegenden Straßenbahngleise sehr gut zu sehen, gelbe Pfeile. Über den abbiegenden Schienen verlaufen ebenfalls der Kurve folgend die Aufhänger nach rechts. Weitere interessante Details: die Trägerseile, an denen die Kabelaufhänger befestigt sind, scheinen von der Höhe über der Straße her eine leicht abfallende Tendenzen zur linken Seite zu haben. Gelbe Linie: Tendenz der Kabelverläufe, rote Linien: waagerechte Ausrichtung gem. Häuserzeilen. Mit den weißen Pfeilen markiert zwei Oberleitungsbefestigungen an der linken Häuserwand. Schon gemäß der abfallenden Tendenz der Kabel dürften diese die Oberleitungsbefestigungen an diesen Wänden gar nicht erreichen. Ziemlich sicher ist, daß die gesamten Oberleitungen in diesem Bereich nicht mehr exakt waagerecht ausgerichtet waren.

Auf einem alten Katasterplan aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind die damaligen Straßen- und Häuserverhältnisse zu erkennen. Die langgezogene Kurve Marzellenstraße / An den Dominikanern liegt sehr nahe Richtung Haus der Deutschen Arbeitsfront (unten gelb eingezeichnet). In den Plan eingearbeitet ganz oben als schwarzes Rechteck der Panther, unten in der Kreuzung der Pershing-Standort. Als blauer Punkt eingezeichnet der Oberleitungspfahl an der Ecke, der in den Bildern mit den Oberleitungen immer im Vordergrund rechts zu sehen ist.
Den genauen Standort des vorderen Mastes an der Ecke kann man anhand von drei Merkmalen genau bestimmen.
1.) |
Dort wo der Pfahl steht knickt die gerade Hausfrontenreihe der Marzellenstraße Richtung Straße An den Dominikanern ab. Auf den Fotos ist das Abknicken der Häuserfronten rechts vom Pfahl immer deutlich zu sehen.
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2.) |
Der Pfahl steht in Höhe des Beginns des Kurvenverlaufs der Straßenbahnschienen. Im Original-Katasterplan sind auch die Straßenbahngleise eingezeichnet, wie sie damals in den Straßen verlegt waren:

Hier kann man sehr schön den Beginn des Kurvenverlaufs der Schienen in der Abbiegung zur Straße An den Dominikanern sehen. Das ist etwa dort, wo auch der Knick der Häuserfront liegt. Daher ist der Standort des Pfahls auch hierdurch eindeutig festzustellen, er ist auch in dieser Grafik durch den blauen Punkt festgelegt.
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3.) |
In die Häuser habe ich zusätzlich noch die damaligen offiziellen Hausnummern eingetragen. An der dortigen relevanten Straßenabbiegung befindet sich also als letztes Haus der Marzellenstraße in diesem Straßenabschnitt die Hausnummer 9, dann beginnt die Straße an den Dominikanern mit der Hausnummer 1. Die Feststellung der Hausnummern bestätigt ebenfalls die Position des Pfahls:

Rechts neben dem Pfahl ist an der zerstörten Hausfront noch das Straßenschild "An den Dominikanern" zu sehen, die roten Linien verdeutlichen die Hausecke und die Fassadenverläufe. Straßenschilder hängen/stehen u.a. am Beginn einer Straße bzw. an entsprechenden Hausecken. Es handelt sich also eindeutig um das Haus An den Dominikanern 1, das erste Haus der Straße An den Dominikanern, neben dem sich der Pfahl befindet.
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Damit ist die genaue Position des Mastes auf den Kabel-Bildern durch drei Merkmale bestätigt. In diesem Bereich und weiter Richtung Haus der Deutschen Arbeitsfront müssen die Oberleitungen also hängen, wenn sie den Kurvenverlauf begleiten. Dieses Areal ist wirklich schon sehr weit vom Standort des Panthers entfernt und schon sehr Nahe Richtung dem Standort von Bates und Himes im Haus der Deutschen Arbeitsfront.
bb.) Kurvenverläufe im allgemeinen
Es folgen ein paar Gedanken zum Verlauf von Oberleitungen in Kurven:
Sofern Straßenbahngleise gradeaus verlaufen, können die Fahrdrähte in relativ großen Abständen befestigt werden, je nach Fahrdrahttyp in der Regel zwischen 20 und 40 Metern.
Bei einem Kurvenverlauf ist das natürlich nicht möglich. Damit die Fahrdrähte immer genau über den Gleisen verlaufen, müssen sie aufgrund der ständigen Richtungsveränderung im Kurvenverlauf mehrfach abgespannt werden. Eine vereinfachte Darstellung

Dargestellt ein Kurvenverlauf und eine grade Strecke. Fahrdraht als rote Linie gezeichnet, dieser aufgehängt an zwischen Befestigungen befindlichen Trägerseilen.
Die Abstände zwischen den einzelnen Aufhängern hängen dabei stark vom genauen Verlauf der Kurve ab, bei engeren Kurvenverläufen hängen die Aufhänger näher aneinander, bei weiten Kurvenverläufen sind die Abstände entsprechend größer.

Foto aus der Sammlung Bernd Fromader
Auf diesem Foto vom alten Kölner Opernhaus am Rudolfplatz ist ein kompletter Kurvenverlauf zu sehen. In diesem Beispiel eines eher weiten Kurvenverlaufs sind für einen abbiegenden Kurvenverlauf sechs Aufhänger (mit gelben Kreisen markiert) mit natürlich dann auch sechs verschiedenen Trägerseilen, an denen sie hängen, für den nach links gehenden Kurvenverlauf der Straßenbahnlinie notwendig. Und alle hängen - wie man auch hier sehen kann, recht nahe zusammen, im Foto mit gelber unterbrochener Linie markiert alleine drei quer hintereinander hängende Trägerseile. Geht man von einer dortigen Kurvenlänge von geschätzten 40 Metern aus, würde demzufolge in der Kurve im Schnitt alle 8 Meter ein Aufhänger und damit ein Trägerseil hängen müssen.
Die Kurve Marzellenstraße / An den Dominikanern war wie die meisten Kurven in den schmalen Straßen der Kölner Innenstadt eher eng. Somit können auf den Bildern mit den Oberleitungen die sichtbaren Oberleitungen durchaus auch auf einer begrenzten Straßenstrecke von ca. 30 Metern befestigt sein. Bei 6 Aufhängern wären das im Schnitt alle ca. 6 Meter ein Aufhänger nebst Trägerseil.
cc.) Ergebnis Beweis 3
Diese Beweise lassen also den Schluß zu, daß die sichtbaren Oberleitungen im nahen Umfeld der Kreuzung An den Dominikanern / Marzellenstraße hingen. Also wiederum keinesfalls über der gesamten Straße hingen sondern sehr viel näher auf das Haus der Deutschen Arbeitsfront zu.

In das Himes-Foto hineinkopiert: 1) Bildausschnitt vom Bates-Film bei Schwenk auf Dom, 2) Bildausschnitt vom Bates-Film mit den Nahaufnahmen des Panther mit flüchtenden Soldaten. Markiert zudem die Hausecken (gelbe Linien) und die Oberleitungsmasten (rot, a) und b)). Der Kurvenbereich zur Straße An den Dominikanern nach unten rechts weg beginnt auf dieser Collage kaum noch sichtbar im unteren rechten Bildbereich. Wenn also alle Oberleitungen aus dem Kurvenbereich stammen, konnten in den Bildausschnitten von Bates auch gar keine Oberleitungen zu sehen sein, dessen Bilder zeigen nur den hinteren Straßenabschnitt der Marzellenstraße, weit vom Kreuzungsbereich im Vordergrund entfernt...
dd.) Zusätzliche Informationen
Abschließend zu diesem 3. Beweis der folgende interessante Bildvergleich:

Foto links von der Seite Bilderbuch Köln
Diese Straßenbahn biegt im Jahre 1939 von der Brückenrampe in einer Kurve auf den Heumarkt ab. Horizontal gespiegelt ist dieses Bild sehr schön mit dem Bild der Kurve Marzellenstraße / An den Dominikanern aus den Rosenmann Filmbildern zu vergleichen. So in etwa hätte die Straßenbahn auch auf unserer Kreuzung fahrend ausgesehen, der Schienenverlauf ist ungefähr gleich und der über der Bahn gut sichtbare Aufhänger für zwei Fahrdrähte (im Kreis) im Verlauf der Kurve hat die gleiche Größe wie der Aufhänger im Kreis im rechten Bild zu Beginn der Kurve. Im rechten Bild unserer Kreuzung Marzellenstraße sind auch noch die weiteren in die Kurve verlaufenden Aufhänger zu sehen, im linken Bild sind diese weiteren Hänger bereits oben außerhalb des Bildes.
Im Internet fand ich auch noch ein Bild aus dem Jahre 1960. Es zeigt die Kreuzung An den Dominikanern / Marzellenstraße mit Straßenbahngleisen und Trümmer-Eckgrundstück. Links am Rand dieses Bildes aus dem Jahre 1960 ist noch ein Stück einer Häuserfassade in der Bahnhofstraße zu erkennen. Das Bild wurde vermutlich vom Gehweg vor dem ehemaligen Haus der Deutschen Arbeitsfront aus gemacht. Der Standort war einige Meter weiter in die Straße An den Dominikanern hinein, als die Standorte der Kameraleute im Jahre 1945, so daß man die Marzellenstraße im Teilbereich bis hin zur Komödienstraße wegen der rechts im Bild befindlichen Häuserecke nicht sehen kann.

Bildquelle: Bilderbuch Köln
Zu sehen ist u.a. der damalige Kurvenverlauf der Schienen aus der Straße An den Dominikanern kommend in die Marzellenstraße. Als gelbe Linie markiert die Stelle, in der im Kabelbild der NARA und im Himes-Foto vorne rechts der Mast an der Straßenecke steht. Der Straßenbahn-Kurvenverlauf 1960 dürfte sich nicht wesentlich von dem entsprechenden Kurvenverlauf 1945 unterscheiden, nur daß 1945 zwei Spuren der Straßenbahnlinie nebeneinander abbogen. Die rot gestrichelte Linie zeigt die vordere Ecke der Häuserzeile, die man links im Kabelbild der NARA und im Himes-Foto sehen kann. An der Ecke Bahnhofstraße / Marzellenstraße befindet sich noch die gleiche Baulücke, die sich dort am 6. März 1945 befand, lediglich kleinere Flachanbauten und der Zaun kamen zwischenzeitlich hinzu. Die Oberleitungen sind im Jahre 1960 natürlich anders befestigt als 1945. Dennoch zeigt dieses Bild sehr schön, wie weit vorne sich der Straßenbahn-Kurvenverlauf nebst Oberleitungen im Kreuzungsbereich befindet, die zum Kurvenverlauf passenden Oberleitungen habe ich mit weißen Pfeilen markiert. Die zum Kurvenverlauf passenden Oberleitungen befinden sich also bei weitem nicht im Bereich der Häuserfassaden, die in den Bates- und Rosenmann-Filmbildern und dem Himes-Foto sowie dem Kabelbild aus dem NARA-Archiv zu sehen sind.

Ein Vergleich mit dem Foto von 1960: heute steht ein Neubau an der Ecke Bahnhofstraße / Marzellenstraße und es gibt keine Straßenbahnlinien mehr.
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