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Special 2 - Gab es das Panzerduell gar nicht ? Update 2014 (3)

Alle nachfolgenden Originalbilder - soweit nicht ausdrücklich anders dargestellt - stammen als Public Domain aus dem Archiv NARA, BPR (Air Forces Group) und wurden über diverse Quellen im Internet bezogen, Standbilder aus dem Originalfilm von Bates und Rosenmann stammen auch aus der Fassung des Originalfilms auf der DVD "1945 - Kriegsende in Köln" von Hermann Rheindorf.

 

C) Weitere nachgestellte Szenen

So sehr Rheindorf darunter offensichtlich leidet, daß er die Ausstiegsszene der deutschen Pantherbesatzung für vermutlich authentisch halten muß, umso mehr sucht er verzweifelt nach weiteren Szenen, die möglicherweise nachgestellt sein könnten.

Auch die Echtheit der Filmszene von Garrell mit dem getroffenen Sherman und dem Ausstieg Kellners bzw. des entsprechenden Fotos von Fred Ramage sind nach seiner Auffassung auch 2014 wohl immer noch sehr zweifelhaft. Das Thema hatte ich in meinen Ausführungen zur DVD von 2008 ja schon behandelt und die Szenen als authentisch bewertet.
Immer noch wird von Rheindorf die Story von Griffin, der sich nicht wiedererkannt hatte auf dem Ramage-Foto, heran gezogen, obwohl Griffin ja aus der Crew des getroffenen Sherman stammte und schon deshalb nicht vom anderen Panzer über die Straße laufen mußte und auf dem Foto zu sehen sein konnte. Insofern konnte sich Griffin natürlich zwangsläufig auch nicht wieder erkennen.

Rheindorf zitiert nun auch aus den Memoiren des Reporters Andy Rooney (1919 - 2011), der, nachdem er den Schuß gehört habe und aus einem Hotel gelaufen sei, gesehen haben will, daß der Kommandant nur bis zu den Achseln heraus gekommen sei und von zwei anderen Soldaten, die auf den Sherman gestiegen seien, heraus und hinunter auf die Straße gezogen worden sei. Die Memoiren "My War" erschienen übrigens 1997, also 52 Jahre nach dem geschilderten Ereignis.

Rheindorf läßt es sich aber auch nicht nehmen, in diesem Zusammenhang mit einer kleinen Geschmacklosigkeit den Ausstieg Kellners im Garrell-Film zu kommentieren:

In Garrells Filmszene hingegen gelingt es dem Soldaten, sich selbst aus der Luke zu befreien und in erstaunlicher Geschicklichkeit auf das Heck des Panzers zu rollen.

Die "erstaunliche Geschicklichkeit" soll also offensichtlich ebenfalls nahe legen, daß die Szene von einem Schauspieler nachgestellt worden sein könnte.

In seiner Filmfassung von 2008 (und ähnlich in einer Doku von 2005) erkannte die Kommentierung eine erstaunliche Geschicklichkeit übrigens noch nicht:

Eine filmt, wie sich der schwer verletzte Kommandant mit nur noch einem Bein aus dem Wrack windet.

Da war es also noch ein "Winden" ...

Und mit "Winden" trifft es den Nagel wohl auch eher auf den Kopf.

Und noch schlimmer. Selbst in seinem eigenen Buch ist Rheindorf widersprüchlich. So wiederholt er bei einer Beschreibung der Szene zunächst oben auf S. 165 wortwörtlich seine Kommentierung aus den Dokumentationen von 2005 und 2008 betreffend das Winden des Soldaten und dann folgt später, oben auf Seite 295 bei einer erneuten Beschreibung der gleichen Szene (wo aber die Nachstellung der Szene genauer untersucht wird) der Hinweis auf eine erstaunliche Geschicklichkeit des Soldaten.
In einem und demselben Buch kann sich Rheindorf also nicht entscheiden.

Abgesehen davon, das man auf den Bildern erkennen kann, daß da tatsächlich die Fetzen des Beines an dem noch qualmenden Stumpf herunter hängen ...

Meint Rheindorf es tatsächlich ernst, wenn er die Authentizität dieser Filmszene anzweifelt ?

Offensichtlich auf die Schilderung in den Memoiren angesprochen, erklärt Rooney im Film-Interview von Rheindorf, viele Erinnerungen aus dem Krieg seien verblaßt, aber er könne sich in Köln noch gut an den Offizier erinnern, "der aus dem Panzer kletterte und sein Bein verlor".
In diesem Interview kletterte der Offizier bei Rooney also auch wieder selbst aus dem Panzer...

Nun, wir sehen in der Filmszene von Garrell nicht, was mit dem auf dem Sherman liegenden Kellner weiter passiert. Vermutlich hatte Rooney - wenn er es überhaupt richtig in Erinnerung hatte - seinerzeit nur gesehen, wie Kellner bereits auf dem Heck des Sherman lag, was im Qualm des Panzerbrandes und in der unüberschaubaren und hektischen Situation vermutlich so aussah, als ob nur Kellners Oberkörper außerhalb des Panzers gewesen sei und sind dann wirklich zwei Soldaten dem auf dem Heck liegenden Kellner zur Hilfe gekommen, also vielleicht auch tatsächlich hochgestiegen und haben Kellner dann hochgehoben und zum Boden herunter geholfen.

Mit Erinnerungen und Schilderungen von Menschen ist das so eine Sache. Sehen 3 verschiedene Leute ein bestimmtes Ereignis, erhält man vermutlich immer 3 verschiedene Schilderungen zum angeblichen Ablauf. Ein Thema, mit dem sich auch die Polizei bei der Aufklärung von Straftaten häufig herum schlagen muß, selbst wenn die Tat gerade erst einmal Minuten oder wenige Stunden zuvor geschehen ist und die Erinnerungen von Zeugen noch frisch sein müßten.

Ich denke ich habe in meinen Ausführungen zum Thema Sherman Abschuß zur DVD von 2008 jedenfalls schon ausreichend gut dargestellt, warum die Szene von Garrell und auch das Foto von Ramage authentisch sein sollten und verweise somit hier auf die dortigen Ausführungen.

In seinem Gedankenkonzept kommt Rheindorf nun aber noch auf eine weitere Filmszene des Kameramanns Garrell, die in der Komödienstraße spielt. Es handelt sich um eine etwa 6 Sekunden lange Filmsequenz, die zeitlich nach dem Abschuß des Sherman angesiedelt sein muß, denn im Hintergrund sind in dieser auf der Komödienstraße aufgenommenden Szene Rauchwolken zu sehen, die von einem brennenden Panzer stammen könnten.

Diese Szene ist gemeint. Man sieht beide Shermans, Qualm im Hintergrund, einen Soldaten rechts im Vordergrund, einen Soldaten über die Straße Richtung Sherman laufen. Blickrichtung ist von West nach Ost, der Dom, Domplatz und Bahnhof liegen also im Hintergrund.

Bei dieser hier vorgeworfenen angeblich reinen Nachstellung einer Kriegssituation könnte man zunächst natürlich fragen, welchen Sinn eine Nachstellung dieser konkreten Situation überhaupt haben könnte ? Die Nachstellung einer Szene verfolgt ja einen bestimmten Zweck, der Nachstellende möchte damit ja gerade etwas Bestimmtes zeigen und dokumentieren.
Hier sieht man einen Soldaten, der in der Nähe eines abgeschoßenen Shermans über die Straße auf diesen zuläuft und man sieht im Hintergrund Qualm.
Was könnte also die Aussage dieser Szene sein, wenn sie tatsächlich absichtlich nachgestellt worden wäre ?

Wenn man US-Truppen beim Vormarsch zeigen würde, US-Soldaten, die Häuser durchsuchen, US-Soldaten die deutsche Soldaten festnehmen, US-Soldaten, die den Gegener beschießen... Das wären Szenen, die man theoretisch nachstellen könnte, um dem Zuschauer typische Kriegshandlungen zu zeigen, die man im Original aus bestimmten Gründen so nicht filmen konnte, vielleicht, weil einfach kein Kameramann dabei gewesen ist. Aber diese konkrete Szene ?
Nun, mir fällt nichts sinniges ein, warum diese Szene absichtlich nachgestellt worden sein könnte, da ist keine konkrete sinngebende Handlung zu erkennen, kein bestimmter Zweck zu erkennen, was dem Filmbetrachter gezeigt werden sollte und wichtig genug sein könnte, damit es extra nachgestellt werden würde (und dann auch noch schlecht gemacht, da der Soldat rechts im Vordergrund ja unscharf im Bild herum agiert ...

Diese Überlegungen würde schon einmal gegen eine Nachstellung sprechen. Wie kommentiert denn Rheindorf diese Szene nun genau ? In seinem Buch a.a.o. schreibt er auf Seite 296 oben:

Dabei entsteht bei genauer Hinsicht eine weitere seltsam wirkende Filmszene. Sie wurde in der Komödienstraße gedreht, als Bartelborths Panzer wahrscheinlich bereits abgeschossen war, aber noch brannte. Zu sehen ist ein GI, wahrscheinlich ein Offizier, der sich hinter dem Heck des abgeschossenen Shermans befindet und zunächst in Richtung des deutschen Panzers blickt, als warte er auf ein Startzeichen, daß dort gleich etwas passieren wird. Dann erscheint im Hintergrund eine Rauchwolke. Die Explosion scheint werder den Kameramann noch den Offizier oder eine dritten einfachen Soldaten, der rechts ins Bild kommt, zu beunruhigen. Der GI im Mantel geht nun aufrecht und ohne Deckung einige Schritte vor und gestikuliert mit den Armen in Richtung des deutschen Panzers, so als wolle er jemanden zurück rufen. Man hat nicht den Eindruck, daß der Offizier befürchtet, aus Richtung des deutschen Panzers selbst beschossen zu werden. Genau so wenig wie der einfache Soldat rechts im Bild. Desinteressiert vom Geschehen wendet er seinen Blick sogar ab und dreht der Szenerie den Rücken zu. Dieser Mann fürchtet sicher nicht akut, beschossen zu werden.

Das würde ja meine obigen Überlegungen vertiefend ebenfalls gegen eine Nachstellung sprechen, wenn da eine angeblich so seltsam wirkende Szene tatsächlich absichtlich nachgedreht worden sein sollte. Nachgestellte Szenen sollten doch einen bestimmten Zweck haben und nicht auf einen Betrachter so seltsam wirken, daß er sie für nicht authentisch halten muß ... Kein "Regisseur" möchte Dokumentationen drehen die nicht authentisch wirken und damit nicht gut sind.

Ein immer wieder kehrendes Schema in Rheindorfs Argumentationen sind auch ständige Feststellungen, wie wenig erschrocken oder wie wenig ängstlich Soldaten in Filmaufnahmen zu sehen sind oder wie aufrecht statt ständig gebückt Soldaten durch die Gegend laufen. Das schreit dann für Rheindorf automatisch immer nach Nachstellung, denn nach seiner Auffassung muß Soldaten wohl immer panische Angst aus den Augen springen und müssen sie sich von Deckung zu Deckung pirschen.
Nun muß man aber auch stets bedenken, daß wir hier keine Pastorentöchter sehen, die vielleicht schon bei einem Knallfrosch schreiend davon gelaufen wären oder beim Anblick einer Maus auf Tische und Bänke gesprungen wären.
Und wenn wir heute gemütlich auf unserer Couch solche alten Filmaufnahmen sehen, vielleicht zwischen Einkaufen im Supermarkt und gemütlichem Abendessen, können wir uns natürlich auch nur vorstellen, daß wenn wir gerade jetzt in dieser gleichen Situation wären wie die Soldaten im Film, vermutlich bei jedem noch so entfernten Knallgeräusch schon zusammen zucken und am liebsten in den nächsten Schutzbunker springen würden.

Aber man muß sich schon vor Augen führen, daß wir es hier mit Männern zu tun haben, die sich seit Juli 1944, nach der Landung in der Normandie, schon durch Schlachtfelder und zu erobernde Städte in fast halb Europa geschlagen haben.

Männer, die verschiedenste harte Kämpfe hinter sich hatten. Männer, die sich mit dem Krieg und der ständigen Lebensgefahr arrangieren mußten und schon unzählige lebensgefährliche Situationen hinter sich gebracht hatten und die nicht zuletzt auch schon viele Soldaten sterben sahen.

Ihnen allen war bewußt, daß Kugeln und Granaten nicht nur immer andere trafen. Sie wußten auch, daß "leichte Verletzungen" oft nur ein beschönigender Ausdruck für Schlimmeres war ... "
Quelle: Frontstadt Köln von Taylor/Niessen, Droste Verlag GmbH, Düsseldorf 1980


Quelle: The Age, 8.3.1945

Übersetzung:
"Luftabwehr-Kanonen, deren Mündung herunter gedrückt war, damit die Granaten sofort über den Köpfen der vordringenden Truppen explodierten, schossen über den Fluß herüber und es gab sporadisch Gewehr- und Mörserbeschuß, aber die Verteidigung war nicht organisiert."

In den Filmen fehlt auch noch der Original-Ton diesen Tages. Die Soldaten hörten den ganzen Tag (wie auch in den Wochen vorher regelmäßig) die Geräusche von Maschinengewehren oder explodierende Granaten aller Kaliber.
Wenn sie bei jedem Knall zusammen gezuckt wären oder sich in Deckung geworfen hätten ...


Ausschnitt aus Yank BR 45 04 01 02, Ed Cunningham, The fall of Cologne
Und auch den verbliebenen Zivilisten in Köln ging es nach vielen Kriegsmonaten wohl nicht anders.

Übersetzung:
"Trotz häufiger Schüsse und den Geräuschen berstender Granaten standen viele Kölner Einwohner in Gruppen bei ihren ausgebombten Häusern um den Vormarsch der Amerikaner zu beobachten"

Man sollte sich also durch Rheindorfs Sprüche über Soldaten, die in Filmszenen nicht so aussehen, als ob sie frisch vom heimischen Sofa zum ersten Mal in einem Weltkrieg aktiv werden, nicht blenden lassen.

Schauen wir uns die betreffenden Filmszene, die Rheindorf in seinem Buch beschrieben hat, doch einmal an. Ein Vorteil, den wir in diesem Moment gegenüber dem Leser des Buches haben, der sich auf Rheindorfs dortige Beschreibung der Filmszene verlassen muß:

Erkenntnis 1:
Der Soldat im Mantel schaut entgegen Rheindorfs Beschreibung gar nicht zunächst in Richtung des deutschen Panzers

Er schaut aus Sicht des Kameramannes nach rechts in die Trümmerlandschaft neben der Straße. Also kann er auch nicht auf ein Startzeichen warten, daß bei dem angeblich schon an der Ecke zum Domplatz stehenden deutschen Panzer gleich etwas passieren wird. Er setzt sich auch schon in Bewegung, bevor er überhaupt in Richtung der deutschen Frontlinie schaut, so daß von dort auch kein Signal gekommen sein kann. Wie man in anderen Bildern dieses Straßenabschnittes vom 6. März nachvollziehen kann, befindet sich dort, wo der Soldat zu Beginn der Filmszene hinschaut, der Trümmerkrater, in dem die Behandlung des Sherman-Kommandanten Kellner durchgeführt wurde

Bildquelle "After the Battle #104"
Sanitäter kümmern sich um Kellner.
Und noch etwas fällt bei dem Bild auf. Der Soldat rechts, im langen Mantel, der der Behandlung Kellners so interessiert zuschaut, könnte sehr gut der Soldat sein, der in der Filmszene über die Komödienstraße läuft.

Erkenntnis 2:
Der Rauch ist bei Beginn der Szene entgegen Rheindorfs Beschreibung schon vorhanden, eine Explosion ist gar nicht zu sehen. Woher der Rauch kommt, ist absolut unklar. Es mußte keine Explosion sein, die den Rauch ausgelöst hat, dieser könnte durch brennende Panzer (Sherman oder Panther) genau so ausgelöst worden sein, wie z.B. durch abstürzende Trümmer einer Hausruine oder eine Rauchbombe oder Phosphorgranate, deren Qualm die Sicht des Feindes behindern sollte.

Erkenntnis 3:
Der Soldat gestikuliert nicht in Richtung des deutschen Panzers sondern in Richtung des Shermans auf der rechten Seite. Hier nutzt Rheindorf die Perspektive dieser Filmaufnahme aus, um den Eindruck zu vermitteln, der Soldat auf der Straße stünde quasi direkt am Heck des Shermans und beziehe seine Aktionen auf den deutschen Panzer, der angeblich schon brennend an der Straßenecke am Domplatz stünde. Aber zum einen wissen wir gar nicht konkret, ob der deutsche Panzer in diesem Moment brennend an der Ecke steht und selbst wenn, wären es fast 150 m Luftlinie vom Sherman bis zum Panther. Die verhältnismäßig kleine Geste des Soldaten hätte kein Mensch am deutschen Panzer wahrnehmen können. Zumal hoher Schutt auf der Straße zwischen Sherman und Domplatz lag und der Qualm die Sicht in diese Richtung zusätzlich erschwerte.

Wie weit der Soldat auch noch vom Sherman entfernt ist, zeigen folgende Bilder

Gute 12 Schritte legt der Soldat vom ersten Bildframe bis zum Ende der Szene zurück. Bei einer Schrittlänge von ca. 50 cm wären das also gut 6 m zurück gelegte Wegstrecke.


Schaut man sich die zurück gelegte Entfernung auf der Straße mittels Markierungen an, ist deutlich erkennbar, daß es bis zum Sherman im Hintergrund, deutlicher gemacht durch die weiß gestrichelte Markierung auf Straße, noch ein ganzes Stück ist. Aufgrund der speziellen Perspektive kann man davon ausgehen, daß zwischen der Position des Soldaten im letzten Filmframe und dem Sherman immer noch eine Entfernung von gut 20 - 25 m liegt. Der Soldat gestikuliert mit der verhältnismäßig kleinen Handbewegung also mit ziemlicher Sicherheit nicht in Richtung eines möglichen, dann doch schon gut 170 m entfernten Panthers sondern in Richtung von Personen, die sich offensichtlich am Sherman aufhalten.

Sieht man diese Personen am Sherman ?

Auf den ersten Blick kann man keine Personen am Sherman entdecken. Möglicherweise stehen diese an der Frontseite des Sherman oder sie befinden sich neben dem Sherman zur Hauswand hin

Aus Sicht des Kameramannes konnten dort befindliche Personen nicht gesehen werden. Der Sherman wird zur Hälfte von Trümmern und Teilen einer Hauswand abgedeckt. Neben dem Haus, vor dem der Sherman steht, stand - wie man alten Stadtansichten entnehmen kann - ursprünglich ein Haus, welches etwas mehr zur Straße vorstand, etwa 1 - 1,5 Meter, als das Haus, vor dem der Sherman steht. Diese alte Ecke nebst Trümmern des ansonsten eingestürzten Hauses sieht man noch und dieses deckt den Blick auf Teile des Shermans und insbesondere den Teil zwischen Sherman und der daneben liegenden Hauswand ab.

Um nun nichts auf dem Filmbild zu übersehen und den Bereich am Sherman genauer betrachten zu können, zoome ich mit Hilfe einer Videobearbeitungssoftware näher in das Filmbild herein und dabei fällt mir nun eine Bewegung am Sherman auf. Was sich zunächst grob als Blinken erkennen läßt, ist beim genauern Hinschauen ein Soldat, der offensichtlich hinter dem Sherman auf dem Boden sitzt oder kniet und ab und zu offensichtlich seinen Kopf Richtung Soldat auf der Straße dreht, so daß sein Gesicht als heller Fleck erscheint, was den Eindruck eines Blinkens erweckt.

Nun ist klar, wohin der Soldat auf der Straße geht und wem er zu gestikuliert, er solle (zurück) kommen. Die Feststellung Rheindorfs, der Soldat winke jemanden am deutschen Panzer zurück, entpuppt sich damit endgültig als nicht haltbar. Was dies für ein Soldat ist, ein Mitglied der Sherman-Besatzung, welches aus dem Sherman fliehen konnte, also Gialluca, Griffin oder Kellner oder ein Soldat, der zu Hilfe gekommen ist oder nachschauen sollte, wie die Lage am Sherman ist, kann nicht genau gesagt werden. Alle 3 Möglichkeiten sind denkbar. Fakt ist, daß die Trümmer hinter dem Sherman so unglücklich lagen, daß ein Soldat, der sich aus dieser vorderen Kampflinie zurückziehen wollte, über die Straße gehen mußte. Er konnte kaum über die hohen Trümmer klettern, vor allem nicht, wenn er verletzt war oder wenn ein Verletzter transportiert werden sollte.

Erkenntnis 4:
Der einfache Soldat, der rechts ins Bild kommt, scheint mehr Angst zu haben, als Rheindorf lieb ist. Während der Soldat zunächst zu Beginn der Aufnahme tatsächlich noch sehr interessiert nach vorne Richtung Sherman schaut (vermutlich weil er sehen möchte, was der hinter dem Sherman sitzende Soldat macht, stolpert er dann direkt im Anschluß ungeschickt zurück. Es scheint so, als wolle er der Aufforderung des Soldaten auf der Straße zum Mitkommen bewußt nicht Folge leisten und dann dreht er sich sogar um, als wolle er sich nun von seiner Position lieber entfernen, weil ihm die ganze Situation nicht geheuer ist.

Nach so vielen Erkenntnissen an dieser Stelle noch ein paar Sätze zur Frage, inwiefern die Soldaten dort überhaupt Beschuß fürchten mußten. Der Soldat rechts im Bild stand in Deckung der Häuserzeilen vor ihm sowie des abgeschossenen Sherman. Zudem befanden sich auf der Komödienstraße größere Schuttberge, die Richtung Dom und damit den Deutschen eine Art Schutzwall bedeuteten. Bartelborth, der Kommandant des Panther, hatte vor seinen Schüssen auf die Shermans in der Komödienstraße nur die Kuppeln der amerikanischen Panzer gesehen, wie er es später in einem Brief schrieb. Die Kuppeln befinden sich aber in einer Höhe ab ca. 1.80 bis 2 m über dem Boden, Personen unterhalb der entsprechenden Körpergröße dürften somit von deutscher Seite aus kaum zu sehen gewesen sein. Die Trümmer auf der Straße haben somit auch eine sehr gute Sichtbeeinträchtigung der Deutschen dargestellt und damit einen guten Sichtschutz für die amerikanischen Soldaten auf der Komödienstraße.

Ausschnitt eines Bildes von George Silk, Life Magazin
Ein Foto mit dem bereits brennenden Panther. Deutlich ist, wie hoch die Trümmer auf der Straße liegen. Sie boten einen kleinen Schutz auch für Soldaten auf der Komödienstraße.
Zudem befand sich im Moment der Filmaufnahme auch die Qualmwolke über der Komödienstraße, die einen zusätzlich Sichtsschutz bedeuteten.

Nur zur Klarstellung: das Foto oben dient nur einem Größenvergleich für die Höhe des Schutts auf der Straße. Der Panther stand in dem Moment der hier besprochenen fraglichen Filmszene in jedem Fall nicht in einem gefechtsbereiten Zustand dort an dieser Position an der Straßenecke.
Aufgrund des Qualms in der Filmzszene kann diese entweder nur dann aufgenommen worden sein, als der Sherman gerade abgeschossen worden war oder dann als später der Panther gerade abgeschossen war und brannte.
Im ersteren Fall wäre es so gewesen, dass der Panther, der vermutlich aus der Unterführung der Trankgasse am Bahnhof geschossen hatte, in diesem Moment entweder noch diese weite Strecke entfernt gewesen war und Soldaten hinter den Trümmern auf der Straße schon deswegen nicht sehen konnte oder er war ohnehin schon wieder in Deckung gefahren, was eher wahrscheinlich ist, da er nach diesem Abschuß ja mit einer direkten Antwort der Amerikaner rechnen mußte. An die Straßenecke, an der er dann abgeschossen wurde, ist er erst viel später vorgerückt.

Man kann also als erste Quintessenz sagen, daß der Soldat sich, egal, wann die Filmaufnahme zeitlich gemacht wurde, in diesem Moment in mehr als guter Deckung befand. Insofern brauchte er tatsächlich nicht zu befürchten, beschossen zu werden. und daher traute er sich auch, über die Straße zu gehen. Für bestimmte Zwecke nimmt man zudem sicherlich auch ein höheres Risiko in Kauf. Ging es darum, in Bedrängnis gekommene Mitkämpfer zu helfen, waren Soldaten sicherlich risikofreudiger. Auch scheint der Soldat mit dem langen Mantel einen höherer Dienstgrad zu haben, so dass er schon alleine deswegen Verantwortung trug und damit in der konkreten Situation handeln und eingreifen mußte. Jedenfalls schätzte dieser Soldat die konkrete Lage so ein, daß er den Gang über die Straße Richtung Sherman wagte, um den Soldaten dort zu helfen.

Steht bzw. brennt zu diesem Zeitpunkt überhaupt der Panther an der Ecke zum Domplatz bzw. wann genau wurde die Aufnahme denn nun wohl gemacht ?

Nun, zunächst ist überhaupt nicht sicher, daß es der Qualm des abgeschossenen Panther ist, der da zu sehen ist. Es könnte auch sein, daß hier z.B. Qualm des abgeschossenen Sherman zu sehen ist.

Schaut man sich zunächst die räumliche Situation einmal näher an, sieht man, daß der im Bereich der Lücke zwischen den zerstörten Gebäuden hängende Qualm sich sehr viel näher am Sherman als am Panther befindet:

Blick vom Dom, im Vordergrund der Panther, oben mit gelbem Punkt markiert die Position des Sherman. Der Bereich, wo im Film die Qualmentwicklung in der Filmszene zu sehen ist, ist rot markiert. Der Qualm ist also räumlich näher am Sherman als am Panther. Zudem fällt auf, daß der Rauch noch sehr dicht ist und starke Konturen bzw. vergleichsweise stabile Ränder hat. Rauch verteilt sich aber bei zunehmender Entfernung von der verursachenden Quelle immer mehr, wird lichter und konturloser. Es erscheint daher hier unter Berücksichtigung der Entfernung des Qualms zu Panther bzw. Sherman wahrscheinlicher, daß es sich um Qualm handelt, der am oder in der Nähe des Sherman entstanden ist.

Was wird auch durch die Windrichtung, die am 6. März am Dom offensichtlich herrschte, unterstützt. Schaut man sich ein Bild des abgeschossenen Sherman an, fällt auf...

... daß der Qualm Richtung Dom zieht, also Richtung Osten. Schauen wir uns ein Bild des in Brand geratenen Panthers an, stellen wir fest, daß der Qualm...

... ebenfalls Richtung Osten zieht, also weg vom Sherman (der aus dieser Perspektive rechts in der Komödienstraße steht). Zwar verwirbelt Qualm in späteren Einstellungen auch einmal etwas in die Straßenkreuzung Marzellenstraße hinein, daß ändert aber nichts daran, daß die Hauptwindrichtung an diesem Tag offensichtlich in östliche Richtung ging. Der Qualm könnte also eher vom Sherman stammen als vom Panther.

Aber meiner Meinung nach ist sogar nicht ausgeschlossen, eigentlich sogar noch wahrscheinlicher, daß der dort zu sehende Qualm von eingestürzten Teilen eines der Häuser im Bereich des zu sehenden Trümmergrundstücks stammen könnte. Dies könnte die Folge des vorhergehenden Beschusses durch den Panther aus dem Bahnhofsbereich in Richtung Komödienstraße gewesen sein. Der Panther könnte dabei z.B. auf den zweiten Sherman gezielt haben und dabei Trümmer oder eine Hauswand auf dieser Straßenseite getroffen haben. Das hätte dann dazu führen können. das aus dieser Häuserlücke heraus Qualm aufsteigt.

Auch nicht ausgeschlossen ist, daß die US Truppen auch Rauchbomben eingesetzt haben, um die Sicht für die Deutschen zu beeinträchtigen, um dann die Überlebenden der Sherman-Besatzung evakuieren zu können. Wäre die Rauchbombe in den Bereich dieses Trümmergrundstücks geworfen worden, würde dies auch die klaren Konturen der Rauchwolke dort erklären.

Für Qualm aus dem Sherman wären diese Konturen bei der entsprechenden Entfernung zum Sherman möglicherweise noch zu scharf. Zudem scheinen sie tatsächlich auch erst hinter der dort sichtbaren Hausecke aufzusteigen bzw. hervorzutreten.

Hier noch einmal die betreffende Filmszene

Schon das oben Gesagte spricht daher eher dafür, daß die fragliche Filmaufnahme unmittelbar nach dem Beschuß des Sherman gemacht worden ist.

Weitere Punkte, die dafür sprechen, sind:

- Filmkameramann Garrell hatte von fast der gleichen Stelle zuvor schon die Filmaufnahmen vom Abschuß des Sherman gemacht. Er war also an Ort und Stelle und konnte diese Aufnahme somit ganz einfach im Anschluß machen, nachdem er sich vermutlich nach dem Abschuß des Sherman auf die Straßenseite, auf der auch der Sherman stand, in Sicherheit gebracht hatte. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Garrell nach dem Abschuß des Sherman noch so lange vor Ort blieb, bis der Panther abgeschossen wurde (was vermutlich noch mindestens eine weitere Stunde dauerte), zumal er ja auch selber behauptet hatte, den Abschuß des Panther von einer ganz anderen Stelle neben dem Dom gefilmt zu haben. Ebenso wäre es für einen professionellen Filmkameramann sehr unwahrscheinlich, wenn Garrell nach einem bereits erfolgten Abschuß des Panther dort an dieser Stelle gewesen wäre und isoliert nur diese spezielle Szene mit dem Soldaten auf der Straße gefilmt hätte, ohne anschließend auch noch weitere Sequenzen von dem dann ja im Hintergrund stehenden brennenden Panther aufzunehmen.
Es ist nach alledem wohl eher so, dass Garrell beim Abschuss des Panther schon gar nicht mehr an dieser Stelle der Komödienstraße war.

- auch steht in der fraglichen Filmszene vorne links noch der zweite Sherman Panzer. Dieser war aber vermutlich noch vor dem Abschuß des Panthers von dieser Stelle weggefahren worden und konnte damit in einer nach dem Abschuß des Panther spielenden Szene schon gar nicht mehr an dieser Stelle stehen. Auch daher kann die Filmszene nicht nach einem Abschuss des Panther spielen.

Nach meiner Auffassung stammt diese Filmsequenz also aus den Minuten nach dem Abschuß des Sherman. Die beiden überlebenden Soldaten sowie helfende Soldaten sitzen noch in Deckung auf dem Boden hinter dem Sherman. Die weiteren US Soldaten am Ort kommen nach dem Schock langsam wieder zur Besinnung. Der Soldat auf der Straße läuft auf den Sherman zu und versucht weitere Hilfe zum Sherman zu lenken bzw. die dort kauernden Soldaten zum Rückzug zu bewegen. Der Soldat weiß sich durch Qualm und Schutt in verhältnismäßig guter Deckung. Der Panther ist in diesem Moment nicht mehr zu sehen und die Soldaten nutzen dies und den Qualm aus, die Rettungsaktion zu starten. Der zweite, noch funktionstüchtige Sherman wird sich anschließend vom Ort entfernen und Kommandant Kellner wird anschließend in einem nahegelegenen Bombentrichter behandelt, letztlich jedoch erfolglos ...

Durch alle nunmehr gesammelten Erkenntnisse ist davon auszugehen, daß diese Szene eindeutig eine echte, nicht nachgestellte Kriegssituation zeigt, die Filmaufnahme also nicht ein Fake ist.

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D) Mysteriöser Fototermin

Köln im Krieg
Fotoalbum

 
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